Work-Life-Balance suggeriert uns, dass es zwei Gegenpole gibt, die wir nur miteinander ausbalancieren müssen um glücklich und zufrieden zu sein – ARBEIT + LEBEN.

Diese Theorie hat aber einen entscheidenden Haken, denn sie setzt voraus, dass Arbeit sozusagen für den Minus-Pol steht, der uns Energie raubt und uns belastet. Das Private; wird uns suggeriert ist der Plus-Pol und für uns ein Quell der Freude, Inspiration und Kraft.
Meines Erachtens ist dies ein Widerspruch in sich, denn Arbeit ist ein Teil unseres Lebens und steht nicht in Konkurrenz zu unserem Leben. Das wäre so als wollten wir ein Ei mit dem Eigelb ins Gleichgewicht bringen – es ist schlicht und ergreifend nicht machbar.

Außerdem wird so das Private völlig überhöht und das Arbeitsleben abgewertet, was uns dann zu der Annahme verleitet „Es ist generell gut wenig zu arbeiten und mehr Zeit für das Privatleben zu haben!“. Oft entstehen daraus überhöhte Vorsätze für den Privatbereich, wie z.B. mehr Sport, mehr Zeit für Familie und Freunde, mehr Zeit für Hobbys… Letztendlich kann uns dieser Aktionismus aber noch mehr unter Druck setzen und uns somit mehr Stress und Unzufriedenheit einbringen, wenn uns die Umsetzung nicht gelingt.
Ein weiterer Irrtum ist es zu denken, dass uns freie Zeit glücklicher macht als Arbeit. Freie Zeit ist kein Wert an sich, wir machen Sie erst zu einem Wert, indem wir sie sinnvoll nutzen. Das Gleiche gilt natürlich auch im Umkehrschluss für unsere Arbeit.

Meines Erachtens gibt es nur eine Art von Balance die hilfreich ist. Die Balance vom TUN und SEIN und das in jedem Lebensbereich.

Im TUN sind die meisten von uns ja schon Experten. Das SEIN müssen viele von uns erst wieder lernen, zum Beispiel in einem Resilienz- oder Achtsamkeitstraining.

Foto: Jochen Spalding